Nun beginnt ein neues Jahr und ich blicke kurz ins alte zurück: Was hat sich verändert? Und da ich versöhnlich und positiv ins nächste Jahr rutschen möchte: Was hat mich motiviert, mir geholfen? Kann ich damit vielleicht andere inspirieren? Das wäre toll.

Hier geht es nicht um Vorsätze im neuen Jahr. „Im nächsten Jahr mehr Sport“ ist mir zu schwammig, erzeugt unangenehmen Druck und funktioniert für mich nicht. Deswegen hier ein anderer Weg, neue Gewohnheiten zu schaffen oder bestehende zu hinterfragen.

2021 – mein Jahr der Challenges

Reichen 30 Tage, um bestehende Gewohnheiten zu verändern oder neue zu schaffen? Vielleicht. Eine Studie aus den 50ern kam zu dem Ergebnis, dass es 21 Tage dauert, bis sich eine Gewohnheit verfestigt hat (für viele ist das ein Mythos). Eine andere zeigt, dass es durchschnittlich 66 Tage sind. Also ist das sehr individuell.

Und so sind 30 Tage für mich einfach ein guter Weg, in etwas Neues hinein zu schnuppern und zu schauen: Halte ich das durch? Tut mir das gut? Möchte ich nochmal oder gleich weitermachen? 

Im Laufe des letzten Jahres habe ich an drei Challenges teilgenommen. Kleine Herausforderungen für mich oder eine Gruppe. Warum? Sie fordern mich heraus – heraus aus dem Alltagstrott und aus meiner Komfortzone. Zum anderen war es – in dieser Zeit der wenigen sozialen Kontakte – auch eine Möglichkeit, sich auszutauschen, zu verbinden, mal etwas anderes zu machen. Sie gaben mir sogar manchmal Halt in einer verrückten Zeit.

30 Tage Yoga

Angefangen hat 2021 wie in den drei Jahren davor mit Yoga with Adriene. Sie ist nicht ohne Grund ein Yoga-Star mit über 10 Millionen YouTube-Abonnenten. Professionell gemacht und oft mit tierischem Begleiter (was sie für mich nochmal sympathischer macht). Ihre Art empfinde ich als angenehm, locker, witzig. Auch ihre Stimme mag ich, was mir bei Yoga sehr wichtig ist. 

Ob Einsteiger oder fortgeschritten, Vorkenntnisse sind nicht nötig. Ich bin kein Yoga-Neuling, aber auch nicht sehr fortgeschritten.

Spoiler: Sich 30 Tage lang jeden Tag Zeit für 20-30 Minuten Yoga und somit für sich selbst zu nehmen, ist nicht leicht.

Jedes Jahr gibt es eine neue 30-Tage-Serie mit einem bestimmten Motto: 2022 heißt es „Move“. Dazu gibt es jeden Tag eine E-Mail. Wer das ganze Jahr über Yoga praktizieren möchte: Es gibt auch monatliche Kalender, die extra zusammen gestellt werden. Es muss also nicht der Januar sein, aber diese Sessions bauen inhaltlich aufeinander auf. Deswegen empfehle ich am Anfang ersteres.

Mein Fazit nach 30 Tagen Yoga

In diesem Jahr waren es für mich eher 20 statt 30 Tage Yoga. Ob es am täglichen Mix aus Arbeit und Kids liegt oder weil abends das Sofa nicht nur ruft, sondern schreit – wer weiß. Aber rückblickend gesehen waren 20 Tage besser als nichts. Und das Gefühl danach ist einfach gut.

Besonders bei Sport geht es mir oft so: Ich sollte mich freuen, auf meine kleine Einheit für mich, mein innerer Schweinehund bellt aber. Überwinde mich ein Stückchen … oh, das macht Freude. Und danach bin ich stolz auf mich. Wenn es dir auch so geht: Du bist nicht alleine. Fokussiere das Ziel, dann klappt es. Auch 20 von 30 ist immer noch gut.

30 Tage vegan

Das einladende Wortspiel hat mich letztes Jahr zu Veganuary gebracht. Gut es sind also 31 Tage. (Details!) Ich weiß nicht mehr, wo es an mir vorbeigeflattert ist, aber eigentlich habe ich mir in den letzten Jahren immer wieder Gedanken über meine Ernährung gemacht und wollte mich dem endlich stellen. 

Veggie since 2001

Seit 20 Jahren bin ich Vegetarierin. Vor allem aus ethischen Gründen. Im Herzen wusste ich, dass der Verzehr von tierischen Produkten immer zu Tierleid führt – auch wenn ich das Tier nicht direkt verspeise. Nach langem Ausblenden nun also der Start im „Veganuary“. 

So funktioniert Veganuary

Jeden Tag des Januars (also sogar 31 Tage) hat mich eine E-Mail mit Wissen, Inspiration, Motivation und Rezepten erreicht. Und das hat ziemlich gut funktioniert. Dazu gibt es noch weiteres Material und eine Community – beides habe ich aber nicht genutzt.

Vegan bezieht sich nicht nur auf die Ernährung. Auch dazu gibt es wichtige Infos im Veganuary. Ernährung ist bei mir allerdings der Schwerpunkt.

Beim Thema Kleidung fahre ich mit einem Mix gut: Ich trage weiterhin meine Wollkleidung, achte aber auf vegane Alternativen beim Kauf für neuer Produkte. Da ich das meiste Second Hand besorge, passt diese Regel für mich ganz gut. Da ist das Kind ja schon vorher in den Brunnen gefallen. (Wie bei Billigkleidung – anderes, großes Thema …)

Mein Fazit nach Veganuary

Nach dem Experiment hat sich bei mir viel getan. Ich würde mich heute als Hobby-Veganerin bezeichnen, sagen wir mal 80-90 % ernähre ich mich vegan. Zuhause – easy, 95 %. Neue Rezepte und andere Arten, Essen zuzubereiten, gefallen mir ganz hervorragenend und dem Rest der Familie auch (am Frischkäse-Konsum arbeiten wir noch). Neue Bücher werden gewälzt, wie das von Niko Rittenau mit vielen wissenschaftlichen Antworten. Super auch für Besserwisser.

Außer Haus ist es schwerer. Der sozialen Druck ist da. Klassische Gegenargumente höre ich da immer wieder: Tierische Produkte essen sei normal, natürlich und notwendig. In diesem Video von Niko Rittenau finden sich gute Argumente.

Schwach werde ich oft auswärts, z. B. bei Kuchen vom Bäcker. Da fehlen hier in der Eifel leider die Alternativen. Im Restaurant bleiben mit oft nur „Beilagen“. Das war früher in Köln anders. In der neuen Heimat werde ich schräg angeguckt, wenn ich Haferdrink für den Kaffee bestelle. Schade. Nach diesem Motto werde ich nicht müde, danach zu fragen:

Be the change you want to see in this world

Unbekannt (nicht Gandhi)

Kurz gesagt: Mir hat es Spaß gemacht, es ist kein Verzicht. Ich habe viel gelernt und bin noch dabei. 2022 mache ich im Januar wieder konsequent mit. Wer es einfach ausprobieren möchte, egal wie er oder sie sich derzeit ernährt: Perfektion gibt es nicht – jedes „Bisschen“ zählt.

30 Tage Minimalismus

In diesem Jahr habe ich gleich zweimal an der Minimalismus-Challenge von The Minimalists teilgenommen. Sie nennen es kurz #minsgame, was passend dazu als Hashtag in sozialen Medien gepostet wird. Ich mag es nicht ganz so öffentlich und habe eine kleine WhatsApp-Gruppe mit Freunden erstellt. Die Form spielt auch keine Rolle, aber zusammen ist es definitiv schöner als alleine. 

So funktioniert das 30-Tage-Minimalismus-Spiel

Beim 30-Tage-Minimalismus-Spiel sortierst du am ersten Tag eine Sache aus, am zweiten Tag zwei, am dritten drei usw. In den letzten Tagen des Monats ist es also etwas knifflig. Nach 30 Tagen hast du dich dann von fast 500 (!) Dingen getrennt. Und dich vielleicht mit den Krimskrams-Chaos-Schubladen beschäftigt oder viele Haargummis gezählt. 

In den Kategorien Müll, Spenden und Verkaufen lässt sich alles gut sortieren. Weitere Regeln kann man sich selbst auferlegen. Muss man aber nicht. Idealerweise sollten die Dinge am gleichen Tag aus dem Haus geschafft werden.

Warum überhaupt Minimalismus? 

Das Thema beschäftigt mich schon ein paar Jahre. Manche Bereiche sind für mich schon minimalistisch, z. B. mein Kleiderschrank, der schon 2015 auf Klamottenkur war. Wenn man sich mit Nachhaltigkeit und bewusstem Leben auf diesem Planeten beschäftigt, kommt man kaum drumherum. 

Kurz gesagt heißt Minimalismus für mich, etwas loszuwerden und befreiter zu sein. Frei von Überfluss, unnötigen Aufgaben, Zeitfressern – und somit mehr Zeit für das Wesentliche. Keine leere Wohnung, eher ein bestimmtes Mindset. Kein Verzicht, sondern ein Mehrwert. Mehr Wert. 

Was ist dir wichtig? 

Mein Fazit nach dem Minimalismus-Spiel

Nach zweimal 30 Tagen kann ich sagen: Im ersten Durchlauf waren alle motiviert dabei, einen Sieger brauchten wir nicht. Jeder, der auch nur ein Teil aussortiert, ist für mich ein Sieger. Da gibt es mal Tage, an denen es nicht klappt, die werden eben nachgeholt, auch mal vorgearbeitet. Schwamm drüber. 

Verliert man mehrere Tage den Faden, ist es schwer, wieder in den Rhythmus zu kommen. Das kann demotivieren. Dann besser bei der nächsten Runde neu anfangen. Denn nur mit dem (nahezu) täglichen Aussortieren kommt man in eine Routine, bekommt ein Gefühl dafür und irgendwie auch einen „Aussortier-Scan-Blick“. 

Das schnelle Aus-dem-Haus-bringen klappt bei mir nicht wirklich. Einiges möchte ich verkaufen, vieles habe ich gespendet, nur ganz wenig weggeworfen. Spenden und Verkaufskram stapelt sich dann doch eine Zeit auf dem Dachboden. (Das kannst du – statt horten – Sinnvolles mit Büchern und mit Kleidung machen.)

Dennoch: Ich bin ständig dabei, Dingen ein festes Zuhause zu geben und sie nach Gebrauch wieder dorthin zu legen. Klappt nicht immer, ist ja ein Prozess. Aber der hat angefangen, und das tut gut. 2022 geht es in die nächste Runde.

Und jetzt du?

Mehr Inspiration gefällig? Die Challenges von Wheezy Waiter sind sehr unterhaltsam – auch er hat zwei der oben genannten Experimente gemacht.

Kannst du dir vorstellen, eine 30-Tage-Experiment zu starten? Wenn ja, welches – Yoga, vegan, Minimalismus? Oder etwas ganz anderes? Ich freue mich auf deinen Kommentar, hier oder woanders.

Bildquelle: unsplash